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Christoph Napp-Zinn - Kitsch für Anfänger und Fortgeschrittenen
Art Digital, Photographie
Im Zusammenhang mit seinem neuen Projekt zitiert Napp-Zinn gerne den Begriff des 'betreuten Sehens'. "Auf Grund der Bilderflut, der wir heutzutage ununterbrochen ausgesetzt sind, haben wir verlernt, genauer hinzuschauen. Die Umstände zwingen uns, in kürzester Zeit Dinge zu deuten und zu verarbeiten, ohne uns bewusst zu werden, welche Eigenschaften oder Details es sind, die uns helfen, unsere Umgebung optisch zu identifizieren [...] Dies ist der Moment, in dem ich entscheide, ob sich die Fotografie für meine Arbeitsreihe ‚Kitsch für Anfänger und Fortgeschrittene‘ eignet. Sie muss gewährleisten, dass durch ihre Kombination mit weiteren Aufnahmen des gleichen Motivs, durch Achsenspiegelungen und Wiederholungen von Ausschnitten… Form und Farbe des Motivs derartig in den Vordergrund treten, dass der Inhalt und die ursprüngliche Bedeutung beinahe oder völlig verloren gehen." Es entstehen – abgesehen von ihrem objekthaften Ursprungs – ungegenständliche Gebilde aus neuen Form- und Farbzusammenhängen, über deren Symmetrie und Farbharmonie sich der ‚Anfänger‘ gerne (zu Recht) freuen mag.
Napp-Zinn hat sie in seinem Bildband schlicht als 'Kitsch hoch drei' tituliert, nicht im Sinne von etwas 'dümmlich Tröstendes' (Adorno), sondern im Sinne der Gestaltungstheorie, wenn eine übertrieben aufwendige Gestaltung nicht mehr mit dem Inhalt ihrer Form übereinstimmt.
"Mein tatsächlicher Adressat ist daher der ‚Fortgeschrittene‘. Dieser begnügt sich nicht mit der ästhetisierten Oberfläche und beginnt stattdessen, in den Formen nach deren Ursprüngen zu suchen. Er entwickelt ein Bedürfnis, das Konstrukt zu entflechten, um nach Möglichkeit den Ausgangspunkt zu rekonstruieren und entdeckt dabei im klassischen Sinne die Charakteristika des dar-gestellten Objekts: Form, Farbe, Licht, Proportion…"