Christoph Napp-Zinn - Ein Fall für die Gleichstellungsbeauftragte
Digital Art, Drawing, Mixed Media, Photography, Print
Statt auf Minimalismus und Abstraktion setzt Christoph Napp-Zinn auf die erzählerische Kraft scheinbar wiedererkennbarer Gegenständlichkeit. Seine Bilder zeigen deren Oberfläche, verweisen aber auf den Inhalt. Gemeint sind u.a. formlose Inhalte wie z.B. Verwicklung oder Verstrickung im Sinne von gesellschaftlichen Prozessen, für die das Wollknäuel symbolisch stehen mag. Bewußt verweigert sich der Künstler hierbei aber einer eindeutigen und sinnstiftenden Interpretation. „Wer sagt denn, dass ein Wollknäuel nicht auch für das Weibliche oder ein Fußball für das Männliche stehen kann und die Kombination beider für eine Beziehung, einen Widerspruch oder einen Konflikt?“
Für sich hat Napp-Zinn Deutungen seiner Bilder parat, ist sich aber gleichzeitig der Problematik solcher Festlegungen bewusst: „Wie könnte ich denn verlangen, dass der Betrachter die Bilder auf die gleiche Weise liest? Bei einer derartigen Multivalenz von Interpretationsmöglichkeiten provoziere ich doch geradezu individuelle Lösungen.
Napp-Zinn arbeitet mit vertrauten Bildern: keine Verschlüsselungen, keine versteckten Geheimnisse. Das Vertrauen des Betrachters ist in der Regel so groß, dass es ihn nicht einmal überrascht, wenn die Weihnachtskugel im Gewand eines Fußballs oder der Fußball als Dekorationsobjekt erscheint. Nicht das Bild der sichtbaren Erscheinung ist das Rätsel, sondern der Inhalt, den der Betrachter dafür in seinem Kopf abgespeichert hat(te).
Alltäglichen Gegenständen, selbst Symbolen, Formen und Farben, werden in unserer Gesellschaft rollenspezifische Positionen zugeordnet - Positionen in Auseinandersetzungen von Geschlechtern, Kulturen oder Religionen. „Mir geht es bei der Verwendung solcher Motive nicht um das Motiv selbst, sondern um das Sichtbarmachen der Erwartungen, der Verhaltensweisen und der Widersprüche, die sich aus solchen Zuordnungen in der Gesellschaft ergeben.“